Generation “Z” wie zickig oder zukunftsfähig?

Bei der Suche nach Fachkräften kommt heute niemand mehr an Generation Z vorbei. Sind auch Sie frustriert von deren Ansprüchen und der vermeintlich neuen Arbeitsmoral?

Zunächst an alle, die sich über diese neue Arbeits- einstellung der Nachwuchstalente beschweren: Wir haben sie gemeinsam so erzogen, es sind die Kinder dieser Gesellschaft. Damit müssen wir nun leben. Wo genau liegt eigentlich das Problem?

Die Gen Z will ein wertschätzendes Arbeitsumfeld statt «Wer zahlt, befiehlt». Warum darf diese Generation nicht hinterfragen, was wir nie hinterfragt haben?

Wir wurden anders erzogen, aber war das richtig, nur weil es “funktioniert” hat? Funktioniert im hierarchischen Sinn, wie in «Modern Times» von Charlie Chaplin (1936)?

Damals hatte man zu liefern, Überstunden waren mit dem Lohn abgegolten, die Firma stand über allem. Die Kultur war militärisch, keine Diskussionen. Sinn hinterfragen, Burnout? Gab es nicht.

Ich bin aus Winterthur. Hier prägte vor einigen Jahrzehnten noch die Industrie von Sulzer, Rieter und Co. mit einer Stadt in der Stadt das Leben. Bis hin zur Regelung der Sperrstunde, um die Leistungsfähigkeit der Arbeiter zu sichern.

Diese Industrie ist weg. Die zugehörige Unternehmenskultur hat zugleich in vielen Köpfen überlebt. Winterthur mutierte in den letzten Jahren mit der ZHAW glücklicherweise von der Industriestadt zum Hochschulstandort und damit zur grössten Impulsgeberin für Start-ups. Diese Start-ups werden von Vertretern der Generation Z gegründet und entwickeln sich vielfach erfolgreich und hochprofitabel.

Offenbar funktioniert es auch ohne männliche Chefkultur.

Wer bis in die 2000er sein Berufsleben begann, muss nun den Umgang mit jüngeren Arbeitnehmenden neu lernen. Was damals in Firmen selbstverständlich war, wäre heute undenkbar. Generation Z fordert Arbeitsbedingungen, die weit mehr als das Gehalt betreffen. Diese Generation will Sinn in ihrer Arbeit finden, Mitbestimmung erleben und sich persönlich weiterentwickeln. Kurz gesagt: Sie will eine wertschätzende Unternehmenskultur.

Was spricht dafür?

Es gibt erfolgreiche Unternehmen wie die 1973 gegründete Bekleidungsfirma Patagonia, die von Anfang an eine solche Unternehmenskultur lebt – und gleichermassen seit 50 Jahren gutes Geld verdient.

Oder die Firma Pawi Verpackungen in Winterthur, die 2018 die Selbstorganisation einführte, aus einer Organisation einen lebenden Organismus machte, wie sie selbst schreibt. Natürlich gab es Widerstände im Management. Einige gingen, dafür kamen andere, die genau diese Unternehmenskultur schätzen und leben wollen.

Ein anderes Beispiel:

Ein grosser Garagenbetrieb fand über Monate keinen Nachfolger für den Garagenchef. Die Stelle war mit 100% ausgeschrieben, alles andere undenkbar. Als der Schmerz gross genug wurde, versuchte man es zähneknirschend mit 80% in der Jobbeschreibung. Siehe da: Man fand einen kompetenten, jungen Familienvater, der sehr dankbar war, einen zusätzlichen Tag für seine Kinder da sein zu können. Mit dem Ergebnis, dass er in vier Tagen praktisch dieselbe Leistung wie der Vorgänger in fünf Tagen erbrachte.

Ja, es ist nicht einfach, alte Gewohnheiten zu hinterfragen. Es wäre aber auch zu einfach, die Generation Z als faul und unmotiviert abzustempeln. Im Gegenteil: Es gibt auch in dieser Generation sehr viele engagierte High-Performer mit grosser Sozialkompetenz und klaren Werten.

Ich bin überzeugt, dass ein Austausch zwischen den Generationen für Unternehmen in jeder Hinsicht wertvoll ist, wenn Unternehmen bereit sind, den Raum für diese Begegnung zu schaffen. Ein Raum, der eine Kultur und ein Umfeld nährt, in dem Werte gemeinsam definiert und gelebt werden.

Was ist der Mehrwert für Unternehmen, ganz konkret?

Eine positive Unternehmenskultur senkt die Fluktuation, verringert die Krankenstände und steigert das Ansehen als toller Arbeitgeber mit entsprechend grossem Talentepool. Zudem fördert die Kultur den Austausch, somit die Innovationskraft, die kundenorientierte Lösungsf indung und letztendlich wird dadurch eine Marke geschaffen, die im Wettbewerb für Erfolg oder Misserfolg entscheidend sein kann.

Denn Menschen kaufen Emotionen, keine Produktmerkmale. Menschen kaufen bei den Menschen hinter den Produkten.

Einfach gesagt, Kunden kaufen lieber bei einer Firma, die einen guten Ruf hat.

Wie steht’s um Ihre Unternehmenskultur? Wollen Sie mehr darüber erfahren, wie Sie diese sichtbar und erlebbar machen? Zu Risiken und Nebenwirkungen: es könnte Ihnen einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil verschaffen…

ValueBoarding
Bernhard Seiffert
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