Anleger ohne Erfahrungen mit Aktien sind oft der Meinung, solche Finanzanlagen seien viel riskanter als andere Wertpapiere. Ein breit gefächertes Portfolio aus einem für Sie passenden Mix aus Aktien, Anleihen und auch alternativen Anlagen sowie ein langer Anlagehorizont können aber hohe Renditen erzielen. Eine Garantie für Gewinne gibt es allerdings nicht.
Ein Gastbeitrag von Sylvia Raguth, Inhaberin von MANDAT-IN, einer Firma für Finanz- und Vorsorgeberatung.
Aktien bieten in Zeiten tiefer Zinsen Renditemöglichkeiten und bringen langfristig den höchsten Ertrag. Deshalb gibt es keine bessere Alternative, um Vermögen und Altersvorsorge aufzubauen. In den letzten Jahren konnten attraktive Renditen erzielt werden. Aufgrund der wirtschaftlichen Folgen des Ukraine-Krieges, der Corona-Pandemie, der hohen Inflation in Europa und den USA und der Lieferkettenprobleme gibt es an den Aktienmärkten viele Unsicherheiten. Die Zinswende belastet die Finanzmärkte zusätzlich. Starke Turbulenzen, hohe Kursschwankungen und tiefere Renditen sind auch weiterhin nicht auszuschliessen. Es ist mit erheblichen Korrekturen an den Finanzmärkten zu rechnen.
Grundlegende Informationen
Lassen Sie sich bei Börseninvestments nicht von Ihren Gefühlen leiten. Folgen Sie nicht kurzfristigen Trends, sondern Zahlen und Fakten. Das ist vor allem bei extremen Marktphasen wichtig. Wirtschaftsindikatoren (BIP-Zahlen usw.), Inflationsrate, Ölpreisentwicklung und die EZB-Zinsentwicklung sind Signale für künftige Kursentwicklungen. Statt in Aktien können Sie alternativ auch in Aktienfonds oder Strategiefonds investieren und so die Expertise von Fondsmanagern nutzen, die sich um Analysen und Märkte kümmern. Aber kaufen Sie nur, was Sie auch verstehen.
Anlegerprofil
Das Anlegerprofil ist die Grundlage für eine massgeschneiderte Anlagestrategie und sollte auf die persönliche Situation, Ziele, Anlagehorizont, Risikofähigkeit und Risikobereitschaft abgestimmt sein. Es gilt, das richtige Verhältnis zwischen eingegangenem Risiko und erwarteter Rendite zu finden. Je höher die Rendite, desto grösser das Risiko.
Risikofähigkeit
Die Risikofähigkeit bestimmt Ihren objektiven finanziellen Spielraum, um Wertschwankungen und auch Verluste verkraften zu können. Ein Teil des Vermögens sollte immer kurzfristig für ungeplante Ausgaben oder grössere Anschaffungen verfügbar sein.
Risikobereitschaft
Die Risikobereitschaft ist Ihre persönliche (subjektive) Bereitschaft, Anlagerisiken einzugehen und Verluste zu akzeptieren. Sie hängt von Ihrer Persönlichkeit und Einstellung ab.
Anlageziel
Das Anlageziel beeinflusst den Anlagehorizont, die Anlagestrategie und die Auswahl der Finanzprodukte. Die richtigen Ziele sind die Basis für eine erfolgreiche Anlagestrategie. Definieren Sie, welchen Sparzweck Sie mit der Geldanlage erreichen wollen. Die häufigsten Anlageziele sind: Liquidität, Anschaffungen, Vermögensaufbau, Vermögensoptimierung, Wohneigentum, Altersvorsorge und die langfristige Existenzsicherung im Alter.
Anlagehorizont
Mit einem langen Zeithorizont von mindestens 10 Jahren oder sogar länger – allenfalls bis zur Pensionierung – gibt es gute Chancen, eine hohe Rendite zu erzielen und das Risiko auf Verluste sinkt. Die Erfahrung zeigt, dass sich Kursschwankungen langfristig ausgleichen.
Anlagestrategie
Die Anlagestrategie (Investmentstrategie) steht für das Konzept eines Anlegers bei der Finanzanlage. Sie legt fest, wie das Vermögen (Asset Allocation) auf verschiedene Anlageklassen (Assets) aufgeteilt wird und ist der entscheidende Faktor für ein wachsendes Vermögen. Als Alternative in direkte Anlagen wie Aktien (Einzeltitel) können Sie in Investmentfonds und passive Investments wie ETF oder Indexzertifikate investieren. Für den langfristigen Vermögensaufbau bieten solche Geldanlagen eine breite Risikostreuung (Diversifikation). Setzen Sie nicht auf eine schnelle Rendite, sondern auf gute Titel und die für Sie passende Fondsauswahl.
Diversifikation
Investieren Sie in verschiedene Anlageinstrumente, Branchen, Regionen, mehrere Länder, Währungen, unterschiedliche Sektoren wie die Finanz-, Konsumgüter- und Chemiebranche. Anlagen in Gold, Rohstoffen oder Immobilien sind zusätzliche Diversifizierungsmöglichkeiten. Mit einer Streuung der Finanzprodukte im Portfolio können Sie Ihre Risiken signifikant reduzieren und erzielen langfristig einen guten Mix aus Rendite und Sicherheit.
Gestaffelte Investitionen
Legen Sie nicht den gesamten zur Verfügung stehenden Betrag auf einmal an. Um das Kursrisiko eines ungünstigen Einstieges zu vermindern, empfiehlt es sich, bei Aktien in mehrere Tranchen gestaffelt zu investieren. Zusätzliche Käufe kann man von Kursschwankungen abhängig machen.
Volatilität
Die Volatilität ist eine Kennzahl für die Intensität der Schwankungsbreite auf Kapitalmärkten. Bei Vermögensanlagen wie etwa Aktien sind die Kurse immer in Bewegung. Solche Marktschwankungen über einen bestimmten Zeitraum nennt man Volatilität. Aktien sind volatiler als andere Anlagekategorien und deshalb risikoreicher.
Geld im Alter umsichtig anlegen
Im Alter ist der Anlagehorizont kürzer und der Vermögenserhalt hat Priorität. Wenn die Ausgaben nach der Pensionierung höher sind als die Einnahmen, muss die eine Einkommenslücke aus Zinserträgen, Kapitalerträgen und Vermögensverzehr finanziert werden. Zinsen sind neben Altersrenten und Vermögen für viele Rentner eine wichtige Einkommensquelle. Klarheit über den zukünftigen Finanzbedarf im Alter bringt eine Finanzplanung.
Falls Sie das Vermögen zur Aufstockung der Altersrente benötigen, reduzieren Sie schrittweise vor der Pensionierung Ihre risikoreichen Investments und kaufen Sie defensive Finanzprodukte, die im Vergleich zu anderen Anlagen nur geringen Wertschwankungen unterliegen. Bei stark steigenden Zinsen werden Obligationen wieder attraktiver und bieten eine gute Möglichkeit, wenn Sie regelmässige und stabile Erträge erwirtschaften möchten. Es ist aber noch zu früh, auf Anleihen zu setzen.
Sind Sie auf ein regelmässiges Zusatzeinkommen angewiesen, können Sie auch in dividendenstarke Aktien investieren. Neben Kursgewinnen lohnen sich Aktien mit einer langjährig stabilen und hohen Dividende. Viele Schweizer Unternehmen gelten als besonders zuverlässige Dividendenzahler.
Gebühren
Courtagen sind Transaktionsgebühren, die beim Kauf oder Verkauf von Wertschriften anfallen. Für die Verwahrung und Verwaltung der Wertpapiere bezahlt der Anleger eine Depotgebühr. Wenn Sie Ihr Vermögen in Fonds anlegen, kommen zur Ausgabe- und Rückgabekommission jährlich anfallende Managementgebühren dazu. Die Total Expense Ratio (TER) ist eine geläufige Kennzahl. Exchange-Traded Funds (ETF) sind passive Fonds, die einen Vergleichsindex nachbilden und viel günstiger als aktiv gemanagte Fonds. Die Kosten können je nach Anbieter und Fonds extrem variieren. Hohe Gebühren schmälern die Performance. Deshalb sollten Sie die verschiedenen Anlagelösungen auch auf versteckte Gebühren prüfen, bevor Sie sich für ein Investment entscheiden.
Fazit
Das A und O einer erfolgreichen Anlagestrategie sind Zeithorizont und Diversifikation.
Behalten Sie Ihr Ziel im Auge, bleiben Sie konsequent und haben Sie Geduld. Gehen Sie nicht mehr Risiko ein, als Sie tragen können. Kaufen Sie nur Anlageprodukte, die Sie verstehen. Und bedenken Sie: Hohe Kosten und Gebühren schmälern die Rendite.
Zur Person
Sylvia Raguth verfügt über langjährige Erfahrung in der Finanzbranche. Sie ist eidg. dipl. Versicherungsfachexpertin, Finanzplanerin und hat ein Nachdiplomstudium in Betriebswirtschaft an der Hochschule für Wirtschaft Fribourg und der Universität Trier/D abgeschlossen. Sie war in verschiedenen Bereichen und leitenden Funktionen im Bank- und Versicherungsbereich sowie als Finanzplanerin tätig, unter anderem als Generalagentin der Zurich Versicherung oder Filialleiterin der Credit Suisse. Seit 2016 ist Sylvia Raguth Inhaberin der Beratungsfirma MANDAT-IN in Ittigen bei Bern.
MANDAT-IN
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