Nachhaltigkeit ist kein Trend mehr, sondern eine Notwendigkeit, die nun auch die Schweizer Versicherungsbranche erfasst. Das Zukunftsinstitut zählt „Neo-Ökologie“ zu den zwölf prägenden Megatrends unserer Zeit. Trotz der zunehmenden gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Bedeutung und zahlreicher Bekenntnisse von Branchenvertretern bleiben nachhaltige Versicherungsprodukte rar. Dies hat zur Folge, dass das Thema bisher nur begrenzt das Kaufverhalten der Schweizer Versicherungsnehmer beeinflusst.
Die nachhaltige Transformation der Schweizer Versicherungsbranche steht noch am Anfang. Eine neue Studienreihe des Beratungs- unternehmens elaboratum in Zusammenarbeit mit der Universität St. Gallen, „Policen für den Planeten – Nachhaltige Versicherungsprodukte zwischen Nachfragevakuum und Profilierungs-chance“, beleuchtet die aktuellen Herausforde-rungen und Chancen. Es zeigt sich ein klassisches Henne-Ei-Problem: Solange Anbieter keine nachhaltigen Policen anbieten, können Kunden trotz nachhaltiger Einstellung diese nicht erwerben. Die Hoffnung, dass eine starke Kundennachfrage den Markt allein in Bewegung setzt, scheint unrealistisch.
Die Studie zeigt, dass zwei Drittel der Befragten noch keine Erfahrung mit nachhaltigen Versicherungsprodukten haben. Dennoch ist etwa ein Viertel der Versicherungskunden offen für nachhaltige und innovative Konzepte. Die Mehrheit erkennt jedoch keinen klaren Zusammenhang zwischen Versicherungen und Nachhaltigkeit; nur rund 20 Prozent sehen eine starke Verbindung. Diese geringe Wahrnehmung ist angesichts der Komplexität beider Themenfelder nicht überraschend.
Die nachhaltigsten Versicherer in der Schweiz
Ein entscheidendes Problem ist die fehlende Wahrnehmung nachhaltiger Versicherer in der Schweizer Bevölkerung. Rund 40 % der Befragten nehmen keine Versicherung als besonders nachhaltig wahr. Dennoch sieht ein Viertel der Befragten die Mobiliar als nachhaltig an, gefolgt von AXA mit 20,7 %, Helvetia mit 12,6 % und Allianz Suisse mit 12,5 %. Interessant ist, dass eine starke Korrelation zwischen wahrgenommener Nachhaltigkeitskompetenz und Markenbekanntheit besteht. Dies bietet bekannten Versicherungsmarken eine große Chance: Ihre Bekanntheit kann als Vorteil genutzt werden, um ein nachhaltiges Image zu transportieren und sich im Bewusstsein der nachhaltig orientierten Kunden zu verankern.
Kernzielgruppe für nachhaltige Versicherungen: Frauen mit hoher Bildung und Digitalaffinität
Die Analyse zeigt, dass nachhaltige Versicherungen in der Schweiz besonders bei einer Zielgruppe auf Resonanz stoßen: Diese Gruppe zeichnet sich durch kritisches Denken und eine Vorliebe für langfristige Vorsorge aus. Rund ein Viertel des Schweizer Versicherungs-marktes sind nachhaltig orientierte Kunden. Auffällig ist die Überrepräsentation von Frauen in dieser Gruppe, die 59,6 % der nachhaltigen Versicherungskundschaft ausmachen. Diese Gruppe ist besser ausgebildet, digitalaffin und weniger preissensibel. Zudem steht sie Nachhaltigkeitsaussagen der Versicherer kritisch gegenüber. Diese Kunden besitzen tendenziell mehr Policen und sind langfristig orientiert, was sie zu einer besonders attraktiven Zielgruppe macht. Frühere Untersuchungen der Universität St. Gallen zeigten, dass nachhaltig orientierte Personen ein geringeres Schadenrisiko aufweisen.
Nachhaltigkeit als Chance: Das ungenutzte Potenzial der Versicherungsbranche
Obwohl die Mehrheit der Schweizer Befragten noch skeptisch oder unwissend gegenüber nachhaltigen Versicherungsprodukten ist, zeigt die nachhaltig orientierte Zielgruppe großes Potenzial zur Weiterentwicklung dieser Produkte. Nachhaltige Versicherungsnehmer erkennen die Verknüpfung zwischen Nachhaltigkeit und Versicherung. Rund 31,8 % sehen einen starken Zusammenhang zwischen den beiden Themen. Besonders relevant sind dabei Versicherungen, bei denen dasversicherte Objekt ökologische Auswirkungen hat, wie KFZ-, Wohngebäude- und Reisekrankenversicherungen.
Die Einführung nachhaltiger Ansätze in der Versicherungsbranche ist jedoch eine Herausforderung. Prof. Dr. Peter Maas von der Universität St. Gallen betont: „Die Komplexität abstrakter Versicherungsprodukte und das Thema Nachhaltigkeit erschweren es Kunden, den konkreten Beitrag der Assekuranz im Bereich Nachhaltigkeit zu erkennen.“ Trotzdem bieten sich für Versicherer viele Möglichkeiten, Erkenntnisse über das Kundenverhalten zu nutzen, um innovative, nachhaltige Dienstleistungen zu entwickeln, insbesondere in den Bereichen Prävention und nachhaltige Lebensstile. Die Studie zeigt deutlich, dass das Marktpotenzial für nachhaltige Versicherungsprodukte vorhanden ist.
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